C8 von Candela

Wer auf einer Automesse in Schweden, wie der eCar Expo, herumläuft, darf sich nicht wundern, wenn er plötzlich vor einem Schiff steht: Dem elektrisch angetriebenen Boot C8 von Candela.

Die Fortbewegung auf dem Wasser wird in Schweden traditionell großgeschrieben. Über 800.000 Boote und Schiffe gibt es Schweden, doch wie viele genau es sind, weiß niemand. Die Schweden haben es bisher nämlich hartnäckig geschafft, eine Registrierungspflicht für private Boote zu blockieren. Sie haben den Braten gerochen: Nach einer Registrierungspflicht kann auch eine Steuerpflicht folgen und der schwedische Staat greift – wie jeder Staat – bei neuen Einnahmequellen gerne zu.

Doch zurück zu Candela! Obwohl es sich dabei um die Einheit der Lichtstärke handelt, geht es hier feucht zu. Der Elektroantrieb ist auf dem Wasser aufgrund des Reichweitenproblems leider im Nachteil, andererseits verbrauchen Sportboote große Mengen Treibstoff, was nicht besonders umweltfreundlich ist. Obwohl in Schweden sehr viel gesegelt wird, ist der Verbrauch von fossilen Brennstoffen für die sonst sehr umweltbewussten Schweden derzeit kein Problemthema.

Gut also, wenn der elektrische Antrieb auf das Wasser erobert! Das Modell C8 ist ein Tragflächenboot, wobei die Motoren direkt an den Tragflächen sitzen. Höchstgeschwindigkeit ist 30 Knoten (55,6 km/h), die Reichweite beträgt 50 Seemeilen (92,6 km) – allerdings nicht beides gleichzeitig, die Marschgeschwindigkeit liegt aber immerhin bei 22 Knoten (40,7 km/h).

Das reicht für die einfache Strecke von Monaco nach St. Tropez (84 Kilometer), solange man nicht auch noch in Cannes zu Drinks ohne Zwischenladung einkehren möchte – typisches Einsatzprofil 😉

Die Antriebseinheit des C8 von Candela

Durch die Doppelschrauben wird das Drehmoment des Antriebs neutralisiert. In diesem kleinen Zylinder steckt eine Leistung von 50 kW, die Kühlung ist immerhin kein Problem. Die Antriebsbatterie mit 69 kWh kommt von Polestar, die als Volvo-Schwester beinahe ein schwedisches Produkt wären, wenn sie nicht aus China kommen würden.

Es gibt aber eine kleine Komplikation: Die Tragflächeneinheiten müssen ins Wasser gesenkt und rechtzeitig wieder hochgeholt werden.

Antrieb des C8 von Candela

Wer schon einmal im schwedischen Schärengebiet unterwegs war, kennt das Risiko von Steinen unter der Wasseroberfläche. Mit dem C8 muss man also sehr aufmerksam unterwegs sein, will man extrateure Schäden vermeiden.

Ohne Welle: C8 von Candela

Immerhin hinterlässt das Boot keine störende Heckwelle und kann auch noch bei einem gewissen Wellengang im Tragflächenbetrieb eingesetzt werden, doch ab einer bestimmten Wellenhöhe muss man es wie ein normales Verdrängerboot fahren. Was auf der Homepage von Candela bereits als „raues Wetter“ bezeichnet wird, ist aber eher der Normalzustand auf dem Meer.

Frontansicht C8 von Candela

Elektromobilität ist auch auf dem Wasser nicht billig und wer nach dem Preis fragen muss, hat vermutlich ohnehin nicht genug Geld auf dem Konto. Wen’s trotzdem interessiert: Der Preis startet bei 330.000 Euro vor Mehrwertsteuer, Wartezeit etwa ein Jahr…

Wer kurz entschlossen ist und etwas Zeit mitbringt: Das Boot kann am 24. März 2023 in Malmö besichtigt werden. Das Konzept von Roadshow, Reservieren und Komponenten anderer Hersteller lässt einen fast an Sono Motors denken, wir hoffen natürlich auf eine bessere Zukunft für Candela!


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