Der Autohof Lehre hat sich zu einem großen Ladeknoten mit Vielfalt entwickelt: Tesla, Shell, Allego, Aral, und nun auch NIO. Von EnBW ist zumindest bereits ein Banner vertreten.
Vor kurzem wurde die Eröffnung einer neuen Station für Batteriewechsel des chinesischen Herstellers NIO publiziert. Es handelte sich um Wechselstation Nummer sieben und das war zweifellos ein guter Grund, um wieder am Autohof Lehre vorbeizufahren.
Tatsächlich hatte ich Glück und die Station war offen, denn die Wartungsmannschaft war vor Ort. Leider durfte ich nur von außerhalb der Station fotografieren, aber immerhin.
Diese Perspektiven sind im Normalfall nur den Kunden vorbehalten. Vierzig Stationen sollen es in Deutschland noch werden.
Die beiden freundlichen Herren sprachen zwar nur Englisch, was aber kein Problem darstellte. Sie waren standesgemäß mit einem NIO ET5 unterwegs, den es mit und ohne Batteriemiete zu kaufen gibt. Nur die Fahrzeuge mit Batteriemiete können die Wechseloption in Anspruch nehmen, alle anderen müssen einen der zahlreichen Schnellladepunkte nutzen.
Die sind in Lehre mittlerweile definitiv nicht knapp.
Das Auto sieht zwar ein wenig wie eine Mischung aus Taxi und Halloween-Verkleidung als automobile Teufelei aus, ist aber keineswegs unhübsch.
Die Ladeleistungen der NIO-Fahrzeuge ist allerdings bescheiden und liegt bei maximal 125 kW. Das erklärt den Zweck vom Batteriewechselstationen, die eine volle Batterie innerhalb von knapp 6 Minuten unter das Auto montieren.
Nur wenn man zum Premium-Modell ET9 greift, bekommt man bessere Werte. Es bietet mit einer Batteriespannung von 925 Volt und einer Batteriegröße von 112 kWh netto eine maximale Ladeleistung von 600 kW. Die bekommt man allerdings heute noch von keiner öffentlichen Ladesäule serviert.
Diese eher theoretische Spitzenleistung von 5C wird nur kurz bei einem SoC von etwa 12 Prozent erreicht, dann fällt die Ladeleistung bereits wieder ab. Dennoch, mehr als 500 kW zwischen 10 und 30 Prozent SoC wären beeindruckende Werte, selbst wenn die durchschnittliche Ladeleistung aufgrund der großen Batterie lediglich 2,7C beträgt.
Mit einer Ladezeit von 15 Minuten von 10 auf 80 Prozent ist ein Batteriewechselkonzept etwas weniger sinnvoll, aber der ET9 wird ohnehin noch nicht in Deutschland verkauft und wird jenseits der 100.000 Euro kosten. Kein Modell für die breite Masse der Autofahrerinnen und Autofahrer…
In jeder Batteriewechselstation lagern 13 Batterien bei optimalen Temperaturen, was eine maximale Speicherkapazität von knapp 1,5 MWh ergibt. Die Batterien sollen mit dem optimal günstigsten Strompreis geladen werden und auch als Regelkraftwerke zusätzliches Geld verdienen können.
Die primäre Regelleistung im deutschen Netzbereich ist etwa 3.000 MW und eine Wechselstation kann bei einer Grenze von 1C etwa 1,5 MW abgeben oder aufnehmen. Mit den geplanten 40 Stationen würde NIO einen Marktanteil von etwa 2 Prozent erreichen.
Für die Bereitstellung von Primärregelenergie wurden im Jahr 2022 ungefähr 105,4 Millionen Euro ausgegeben und ein Marktanteil von 2 Prozent könnte damit etwa 2,1 Millionen Euro an Einkünften generieren. Pro Station wären das knapp 53.000 Euro pro Jahr, was die Errichtungskosten vermutlich nicht abdeckt, aber immerhin ein erfreulicher Zusatzverdienst zur Bedeckung der Betriebskosten wäre.
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