ZukunftNahverkehr war eine der größten Veranstaltungen in 2023, an dem Betreiber, Politik, Industrie, Fahrgäste und alle anderen Stakeholder des öffentlichen Nahverkehrs vom 5. bis 9. September 2023 zusammentrafen.
Diese Veranstaltung wurde von der Deutschen Bahn organisiert und fand in Berlin statt, unweit der Haltestelle Gleisdreieck. An drei Tagen gab es Schwerpunkte für unterschiedliche Gruppen (Betreiber, Branche, Politik) und zwei Publikumstage für alle.
Ich freute mich sehr, als Vertreter von Alstom am 6.9.2023 um 14:30 auf der Inspirations-Bühne einige Einsichten über die Zukunft der Automatisierung präsentieren und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren zu können.
Unter dem Titel „Automation for the win!“ sprach ich mit dem Nachhaltigkeits-Podcaster, Blogger und Moderator Zackes Brustik über den Weg zur Automatisierung im urbanen Schienenverkehr.
Und dieser Weg ist möglicherweise kürzer als viele denken, denn in Deutschland gibt es bereits drei vollautomatische und fahrerlose Nahverkehrssysteme (Flughafen Frankfurt, Flughafen München, sowie die U2 und U3 in Nürnberg). Derzeit ist ein weiteres System am Flughafen Frankfurt im Aufbau und für die komplett neue fahrerlose U5 in Hamburg läuft die Ausschreibung.
Außerdem gibt es teilautomatisierte Systeme in Deutschland, die zwar Fahrpersonal an Bord haben, aber weitgehend automatisch gefahren werden.
Die Klassen der Automatisierung werden im Bereich der urbanen Schienentransportsysteme nach der Norm EN 62290 eingeteilt (siehe Bild). Die Automatisierungsgrade reichen dabei von GoA 0 (keine Automatisierung) bis GoA 4 (fahrerloses Fahren).
Ganz glücklich ist diese Einteilung nicht; zur Erweiterung des Klassifizierung in der EN 62290 hatte ich im März 2023 einen Artikel in Signal & Draht veröffentlicht.
In der Automobilindustrie gibt es eine Klassifizierung, die zwar ähnlich aussieht, aber doch anders definiert ist (Bild). Ebenso wie im Bahnbereich gibt es bei Stufe 0 keinerlei Automatisierung. Der Fahrer wird jedoch erst ab Stufe 5 völlig „über Bord geworfen“, bei der Bahn ist das bereits ab GoA 4 der Fall.
Die Systeme sind derzeit schwierig zu vergleichen, doch der Markt wird zeigen, was akzeptiert wird und was nicht. Wobei generell festzustellen ist, dass die Euphorie über autonomes Fahren in der Automobilindustrie bereits einer gewissen Ernüchterung gewichen ist.
Im Bereich der Bahn sind fahrerlose Bahnsysteme bereits seit über 30 Jahren erfolgreich in Betrieb *). Bei der Fernbahn steht die Automatisierung jedoch erst am Anfang.
Alle diese Themen wurden – neben vielen anderen – auf der ZukunftNahverkehr diskutiert. Eintritt war frei, Registrierung war jedoch erforderlich. Wer also Anfang September in Berlin war, konnte auf der ZukunftNahverkehr einige spannende Tage erleben!
*) Genaugenommen war die erste fahrerlose Schienenbahn die Münchner Post-U-Bahn von 1910, doch das wissen nur wenige 😉
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