Wenn die Ladesäule petzt

Unlängst befand ich mich in Wien zu Besuch, natürlich elektrisch. Dort habe ich erlebt, wie es ist, wenn die Ladesäule petzt…

Der dortige Stromversorger Wien Energie hat mittlerweile knapp 500 AC-Ladesäulen mit zwei 11 kW-Anschlüssen über das gesamte Stadtgebiet verteilt, die jeweils mit zwei Parkplätzen kombiniert sind. Die Regeln sind bestechend einfach: Tagsüber darf nur während des Ladenvorgangs ohne jede Zeitbegrenzung dort geparkt werden, zwischen 22 und 8 Uhr ist das Parken aber für jeden erlaubt.

Tesla Model 3 in Wien an einer Wien-Energie-Ladesäule

Übrigens reicht den Österreichern ein simpler und kostengünstiger QR-Code-Aufkleber, um eine diskriminierungsfreie Bezahlmöglichkeit („Direct Payment“) zu realisieren. Die Autoren der teuren deutschen Ladesäulenverordnung könnten sich daran ein Beispiel nehmen.

Aber ich schweife ab…

Für Autos mit größeren Batterien ist diese Parkregelung wesentlich praxisgerechter, als eine fixe Grenze von 2, 3 oder 4 Stunden, die man in deutschen Städten häufig vorfindet, aber für aktuelle Batteriegrößen niemals ausreicht.

Doch nun stellt sich die Frage, wie ein überwachendes Organ feststellen kann, ob ein parkendes Auto nun lädt oder nur das Kabel angesteckt wurde.

Über dieses Problem wurde bei Wien Energie intensiv nachgedacht und die Lösung ist bestechend einfach: Die Ladesäule bemerkt natürlich, dass ein Kabel angesteckt wurde. Wenn der Ladevorgang nicht gestartet wird bzw. der Ladevorgang geendet hat, geht innerhalb von etwa 30 Minuten ein rotes LED-Lichtband an der Oberseite der Ladesäule an. Es verbirgt sich in der dunklen Schattenlinie an der Oberseite der Säule (siehe Bild). Mein Sohn hat es prompt “Snitch Light” getauft…

Lichtband an der Oberseite der Ladesäule

Damit ist schon von weitem klar, dass trotz angesteckten Kabels ein Parkraumvergehen vorliegt. Welcher der beiden Anschlüsse betroffen ist, lässt sich an der LED-Farbe an der Dose ablesen. Der Parkplatz hat dann 36 Euro gekostet, die in Form einer Anzeige eingehoben werden. Wie in jeder Stadt ist die Parkraumüberwachung auch in Wien ein Gewinnbringer – man kann also ziemlich sicher sein, wenn die Ladesäule petzt, dann kostet es.

So billig wie in Deutschland ist falsches Parken in Österreich nun einmal nicht. Und obwohl in Wien bekanntlich der Balkan beginnt, sind die E-Ladeplätze tagsüber auch in den undiszipliniertesten Parkgegenden immer frei bzw. ausschließlich zweckdienlich genutzt.

Einfache Lösungen, die wenig kosten und den Zweck erfüllen – das bringt die Elektromobilität nach vorne!


Beitrag veröffentlicht

in

von