Der Anlass
Heute gab es auf LinkedIn eine schöne Diskussionsrunde mit Herbert Diess und weiteren Teilnehmern. Was sagt Herbert Diess?
Geschwindigkeit
Es gibt niemanden, der schneller als Volkswagen bei der Transformation zur Elektromobilität ist.
Bestenfalls gibt es Firmen, die noch nie im Verbrennergeschäft waren.
Kohleausstieg
Das sollte viel schneller passieren, ein einziges Kraftwerk sind 480.000 Elektroautos.
Man hätte zuerst aus Kohle aussteigen sollen und dann erst aus Atomenergie.
Es ist sehr schlecht, Kohle zu verbrennen.
Autobesitz
Das private Auto wird es noch lange geben. Carsharing-Firmen haben auch sehr große Probleme, Geld zu verdienen.
Uber muss seine Kunden immer noch bezahlen.
Wasserstoff
Wasserstoff hat im Auto nichts verloren. Das ist etwas für Schiffe und Flugzeuge, aber nichts fürs Auto.
Dafür ist es einfach zu ineffizient.
Bitcoin
Da kenne ich mich nicht aus, dafür bin ich zu viel Techniker.
Auf jeden Fall ist die Spekulation nichts für Volkswagen.
Die Currywurst
Es gibt viel Potenzial in der Kantinenesskultur, die soll auch zur Motivation beitragen.
Die vegane Currywurst gibt es in einem von neun Betriebsrestaurants in Wolfsburg.
Ich finde das nun nicht besonders interessant.
Ich würde nicht sagen, dass ich den Konzern über LinkedIn steuere, aber es liefert einen Beitrag.
Nach Watzlawik: Es kommt auch drauf an, was man nicht sagt.
Man kann schon steuernd eingreifen und sagen, was wichtig ist. Die Mitarbeiter sehen auch, was dem Chef wichtig ist.
Es ist auch ein Fortschritt gegenüber früher, das Feedback kommt sofort. 10 bis 15 Prozent der Follower sind Mitarbeiter und ich nutze das auch, wie das ankommt und was ich vielleicht vergessen habe.
Es ist ein kommunikatives Medium, aber auch ein Management-Tool.
Neuer Namen für Volkswagen
Ich fand das nicht so gut, das war nicht positiv. Ich bin grundsätzlich gegen Aprilscherze.
Bei einem Aprilscherz gibt es immer viele Verlierer, ich finde das als Werbemittel eigentlich nicht probat. Die amerikanische Öffentlichkeit hat das nicht goutiert.
Über die Börsenbewertung
Heute wird die Gegenwart nicht mehr bewertet, es wird nur noch die Zukunft bewertet.
Wie ist es mit der Elektromobilität, sind wir sicher in der Software?
Man muss auch die Mitarbeiter mitnehmen. Die Investition von Milliardenbeträgen in die Elektromobilität war eine schwierige Kommunikationsaufgabe.
Über Politik
Die Politik geht sehr angstbetont mit dem Thema um, man scheut die richtigen Maßnahmen.
Es braucht politische Willenskraft. Die Politik hat Angst vor einer leichten Benzinpreiserhöhung.
Wir verteilen immer noch Geld an Kohlesubvention. Wir haben ein Dieselprivileg. Das Flugbenzin ist wenig besteuert.
Das Elektrofahrzeug ist wettbewerbsfähig, aber bei einem Dieselpreis von 90 Cent ist es schwierig.
Wir sind ganz klar für eine CO2-Steuer von 100 Euro.
Die Schweden haben nur die Hälfte von unserem CO2-Footprint. Die sind schon lange raus aus der Kohle. Die CO2-Steuer liegt bei 200 Euro. Man nimmt mehr Holz und weniger Zement. Leben die Schweden anders? Nein. Hat die schwedische Wirtschaft Nachteile? Nein, es ist eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaften in Europa.
Wir rechnen, dass wir für 100 Euro das CO2 aus der Luft entnehmen können. Bei uns ist das nicht gern politisch diskutiert, aber für viele Prozesse ist das die einzige Lösung, zum Beispiel für das Fliegen oder die Stahlindustrie.
Die CO2-Steuer ist auch ein verschwindend kleiner Betrag. Wir stellen gerade unser Kraftwerk von Kohle auf Gas um und da zahlen wir gerade 14 Euro pro Tonne CO2, das ist verschwindend wenig.
Über Parteien
Die Programme sind gar nicht so unterschiedlich. Alle Parteien haben den Klimawandel in ihr Programm aufgenommen.
Über Strategie
Unsere Strategie ist Klimawandel, unsere Strategie ist Elektromobilität.
Die Leute fahren nicht, was wir verkaufen, sondern was reguliert wird.
Über den 911er
Den wird man in 2030 wohl noch kaufen können.
Die Elektrifizierung wird nach Regionen sehr unterschiedlich ablaufen. In Lateinamerika wird Elektrifizierung kaum eine Rolle spielen, dort ist Ethanol wesentlich umweltfreundlicher.
Elektromobilität muss man stark an die Stromerzeugung koppeln. Schweden, Österreich, Schweiz und auch Spanien sind da viel weiter. Bei Polen muss man noch langsamer sein.
Ionity
Ionity muss ich ein bisschen rehabilitieren, ich war ein bisschen ungerecht. Sie haben eine 4,5 Sterne-Bewertung von fünf.
Der Ausbau geht nur etwas langsam.
Was mich erzürnt hat war, dass dieselbe Station sich in einem Jahr nicht verbessert hat.
Mit ENEL und Iberdrola bauen wir noch weiter aus. Und es geht uns um ein Premium-Ladeerlebnis.
Laden geht aber mittlerweile auch wirklich schnell. Auch eine Viertelstunde kann man so gestalten, dass man gut behandelt wird. Da sind noch große Investitionen notwendig.
Das elektrische Laden ist bei Shell angeblich schon profitabler als Sprit zu verkaufen. Da ist sehr viel im Schwange.
Wenn das Laden funktioniert, wird das elektrische Fahren kein Problem. Und wenn er Nachbar elektrisch fährt, dann wird es nicht wie ein Problem aussehen.
Norwegen
Norwegen hat das mit Regulierung gemacht, mit hohen Steuern und hohen Incentives und günstigem Strom.
Aber Norwegen ist ein gutes Beispiel, es funktioniert mit 70 Prozent Elektroautos und die Volkswirtschaft funktioniert.