Über den sehr günstigen Ladestrom an einigen Tesla-Supercharger-Standorten hatte ich bereits berichtet. Genau diese niedrigen Preise sorgten zuletzt für Aufmerksamkeit, aber auch für Irritationen. Bei einer aktuellen Fahrt wurde daraus ein unerwarteter Preisschock bei Tesla.
Meine Reiseplanung war eigentlich optimal: Ankunft gegen 23:00 Uhr am Supercharger, also genau zu jenem Zeitfenster, in dem der niedrigste Tarif galt. Nur 25 Cent pro Kilowattstunde – deutlich günstiger als mein Haushaltsstromtarif. Besser ging es kaum!

Umso größer war die Überraschung, als das Fahrzeug nach dem Anstecken plötzlich einen Ladepreis von 70 Cent pro Kilowattstunde anzeigte. Der Kostenzähler im Display stieg in einem Tempo, das man sonst nur von sehr teuren Schnellladepunkten kennt. Das passte überhaupt nicht zu meinen Erwartungen.

Zur Einordnung habe ich kurz recherchiert. Laut Grok – und der sollte Zugriff auf aktuelle Daten haben – liegt der höchste bekannte Supercharger-Preis in Deutschland bei 58 Cent pro Kilowattstunde, konkret am Standort Berlin-Gleisdreieck und dieser Standort liegt in einer Tiefgarage. 70 Cent wären also deutlich darüber und bislang nicht bekannt.
Noch verwirrender wurde es beim Blick auf die Ladesäule selbst. Dort waren 35 Cent pro Kilowattstunde ausgewiesen – wieder ein anderer Preis. Naheliegend ist, dass dieser Tarif für Fremdlader gilt, also für Fahrzeuge anderer Hersteller, die mittlerweile an vielen Superchargern mit einem Abo ebenfalls günstig laden können. Eindeutig erkennbar war das an diesem Abend allerdings nicht.
Damit standen plötzlich drei unterschiedliche Preise im Raum:
- 25 Cent laut Angabe des Supercharger-Tarifs,
- 35 Cent am Säulendisplay,
- 70 Cent im Fahrzeug.
Tesla war bislang für eine sehr klare und verlässliche Preislogik bekannt. Gerade deshalb wirkte diese Situation irritierend. Unwillkürlich stellte sich die Frage, ob organisatorische Umbrüche – etwa die bekannte Entlassung des gesamten Supercharger-Teams – hier Nachwirkungen zeigten. Belegen lässt sich das natürlich nicht.
Die Auflösung kam erst nach Abschluss des Ladevorgangs. Bei der Abrechnung wurde nicht der angezeigte Höchstpreis verrechnet, sondern tatsächlich der erwartete Tarif von 25 Cent pro Kilowattstunde: Für 36,544 kWh wurden die erwarteten EUR 9,13 abgebucht. Bei 70 Cent wären es immerhin EUR 25,58 gewesen. Der Preisschock bei Tesla blieb aus – Katastrophe abgewendet!

Meine Vermutung: Die kürzlich eingeführte Unterstützung von Ladepunkten, die nicht von Tesla selbst betrieben werden, ist softwareseitig noch nicht vollständig sauber umgesetzt. In der Nähe befanden sich Mer-Ladepunkte mit einer großen Anzahl an CCS-Anschlüssen. Es spricht einiges dafür, dass deren Tarifstruktur kurzfristig im Fahrzeug angezeigt wurde, ohne dass sie tatsächlich zur Abrechnung herangezogen wurde.
Wenn das so ist, handelt es sich nicht um ein grundsätzliches Preisproblem, sondern um ein Anzeige- und Zuordnungsproblem. Für den Nutzer bleibt das dennoch kritisch, denn eine angezeigte Preisexplosion erzeugt sofort Unsicherheit. Gerade bei hohen Ladeleistungen summieren sich vermeintliche Mehrkosten sehr schnell.
Die gute Nachricht: Abgerechnet wurde korrekt. Die weniger gute: Die Preistransparenz war in diesem Moment nicht gegeben. Tesla wird dieses Thema wohl zügig in den Griff bekommen müssen, denn mit der Öffnung des Supercharger-Netzes und der Integration externer Ladepunkte steigt die Komplexität – und damit auch die Verantwortung für klare, konsistente Preisinformationen.
PS: Eine Woche danach wurde immer noch der falsche Preis angezeigt…
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