Der Toyota Mirai ist neben dem Hyundai Nexo eines der beiden noch auf dem Markt befindlichen Wasserstoff-Autos. Mirai heißt „Zukunft“ auf Japanisch, doch jetzt ist Mirai in Schwierigkeiten. Gelegentlich sieht man zwar Wasserstoffautos auf unseren Straßen (Nexo, Mirai), sind sind aber eher eine Kuriosität.
Das Konzept reicht zurück zu einem Showcar auf der Japan Motor Show im Jahr 2011, nachdem Toyota seit Jahrzehnten an der Technologie arbeitet. Nun scheint Toyota das Konzept Wasserstoff für PKWs selbst aufzugeben. Der Markt hat sich sehr deutlich für das Elektroauto entschieden, daran gibt es keinerlei Zweifel.
Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur parallel zum bestehenden Strom- und Erdgasnetz ist schlichte Geldverbrennung und Show-Politik der übelsten Sorte; es wird suggeriert, dass Wasserstoff einfach im vorhandenen Erdgasnetz transportiert werden könnte. Nichts ist ferner der Wahrheit, denn Wasserstoff zerstört das Metall von Gasleitungen in kurzer Zeit.
Um das Gasnetz tauglich für die Beimischung von mehr als 20 Prozent Wasserstoff zu machen, müssten alle Rohrleitungen ausgetauscht werden. Das gilt auch für die letzten Meter in Häusern bis zu den Gasthermen, die „H2-ready“ sind. Der komplette Austausch der existierenden Gasleitungen ist schlicht wirtschaftlicher Unsinn.
Ohne Leitungsnetz ist aber auch der Betrieb von Wasserstoff-Tankstellen schwierig, aufwändig und teuer. Das bekommen nun die Mirai-Eigentümerinnen und -Eigentümer in Kalifornien, USA, zu spüren. Manche müssen mittlerweile Wege von 20 Kilometern und mehr in Kauf nehmen, um eine H2-Tankstelle zu erreichen. In den USA gibt es derzeit lediglich 52 Wasserstofftankstellen – das ist etwa die Hälfte von Deutschland auf einem 27,5mal so großen Gebiet. Doch auch bei uns sinkt die Anzahl der verfügbaren Wasserstofftankstellen.
Selbst wenn man eine Tankstelle erreicht: Eine Garantie für einen Tankvorgang gibt es nicht. Tankstellen können außer Betrieb oder einfach leer sein, obwohl sie in der Toyota-App als verfügbar angezeigt werden. Für Reparaturen oder bis zur Lieferung von Treibstoff können Tage vergehen. An manchen Tankstellen gibt es daher ein Tanklimit von 30 Prozent pro Ladevorgang. Würde es das bei E-Autos geben, wäre der Shitstorm vermutlich riesig.
Ein weiteres Problem: Die Tankleitung friert häufig am Fahrzeug fest und es kann über eine Stunde dauern, bis Personal eintrifft und das Problem löst, oder sich die Frostblockade von selbst gelöst hat.
Währenddessen müssen die anderen H2-Autos warten, denn sie haben zumeist zu wenig Restreichweite, um eine andere Tankstelle erreichen zu können. Daran ändert auch ein 15.000 Dollar-Tankgutschein (richtig, fünfzehntausend!) nichts, den Toyota dem Mirai zur Ankurbelung der Nachfrage mitgab. Billig ist Wasserstoff ohnehin nie gewesen und eine einzige Tankfüllung kann schon mal 200 Dollar kosten. Damit hat der Mirai die dreifachen Treibstoffkosten im Vergleich zu einem großen Pickup-Truck in der Größe des Ford F-150.
Manches davon erinnert an die Anfänge der Elektromobilität, mit dem Unterschied: Das E-Auto kann an jeder Steckdose geladen werden. Das wird es mit Wasserstoff niemals geben.
Der Wertverlust der Mirais ist daher gigantisch hoch. Die Kombination aus teurer Anschaffung, geringer Tankstellendichte, Reichweitenangst durch geringe Treibstoffverfügbarkeit, hoher Preise für H2, dem Wertverlust zeigt das Ausmaß der Katastrophe. Dennoch wurden die Schwierigkeiten von vielen Händlern heruntergespielt und eine „dem Verbrennerauto ähnliche Nutzererfahrung“ versprochen.
Diese Unwahrheit rächt sich nun, denn viele Eigentümer haben sich nun zu einer Sammelklage zusammengeschlossen, um den Rückkauf der Autos durch Toyota zu erwirken. Mirai in Schwierigeiten! Natürlich hat das Thema auch TikTok erreicht.
Die vielbeschworene Technologieoffenheit ist bei PKWs somit nachweislicher Unsinn. Selbst Toyota scheint mittlerweile die Sinnlosigkeit des H2-Autos zu erkennen, nur in Europa hängen manche Kreise noch immer an dieser Idee.
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