Auf einer kürzlichen Reise durch Japan konnte ich erleben, wie robust ein gut ausgebautes Schienennetz sein kann. In Städten wie Tokio, Osaka und Kyoto verkehren Züge im Minutentakt – pünktlich, zuverlässig und selbst bei hoher Auslastung erstaunlich störungsfrei.

Japan verfügt auf einer deutlich kleineren Landesfläche über rund 27.000 Kilometer Schiene. Deutschland kommt zwar – inklusive der urbanen Transportsysteme – auf etwa 38.000 Kilometer, verteilt diese jedoch auf nahezu doppelt so viel Fläche. Das hat Folgen für die Robustheit des Schienenverkehrs insgesamt.
Eine resiliente Bahn braucht nicht nur moderne Technik, sondern auch Raum. Mehr Schiene bedeutet mehr Flexibilität, mehr Ausweichmöglichkeiten – und damit ein stabiles Rückgrat für zuverlässige Mobilität und wirtschaftliche Entwicklung.
Der Blick nach Japan zeigt: Investitionen in Fläche lohnen sich – auch und gerade auf der Schiene.

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Kommentar von Alfred Veider:
Ich habe mir ebenfalls kürzlich ein Bild vor Ort davon gemacht, wie in Japan der (Schienen)Verkehr betrieben wird. Die technische Kompetenz ist ein Faktor. Aber der kommt vor allem deshalb zur Entfaltung, weil jede einzelne Person (jene die den Zug und seine Infrastruktur bauen, jene die das System nach ausgeklügelten Regeln Tag täglich betreiben, und jene die es nutzen) sich einem Kodex entsprechend verhält: die Mobilität zu ermöglichen, ihr Funktionieren bestmöglich zu unterstützen. Mich hat vor allem dieser philantropische Aspekt sehr beeindruckt, den kenne ich so woanders kaum. In Europa am ehesten wieder mal in der Schweiz.
Kommentar von Tom Stein:
Wobei viele Köche zum Erfolg beitragen – z.B. gibt es in Japan kein Abschiedsküsschen am Bahnsteig (egal ob es den Ausstieg anderer oder den Einstieg behindert oder nur mehr Leute auf dem Bahnsteig sind), weil das Ticket auch den Zugang zum Bahnsteig begrenzt. Die Stationen sind klar beschildert (selbst für Ausländer) und das Tarifsystem ist simpel: Prepaid-Karte per NFC nutzen und ein- bzw. auschecken. Meist fahren viele Züge – niemand behindert die Türschließung, wenn der beste Freund etwas langsamer war, sondern man wartet auf den nächsten Zug. Und – natürlich – braucht ein resilienter Fahrplan kleine Reserven statt hochoptimierter „Von München nach Berlin fährt man jetzt 10 Minuten schneller – wenn der Zug heute keine 20 Minuten Verspätung hätte“. Und ja, zur Pünktlichkeit der Züge gehören auch verfügbare Beratungstermine bei z.B. Psychologen statt „Person im Gleisfeld“. Immerhin die „Stellwerksstörung“ und „Weichenstörung“ können durch bessere Vernetzung (auch Mehrspurigkeit) und bessere Technik umgangen werden.
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