Erste Redox-Flow-Batterie in Österreich

Eine Redox-Flow-Batterie speichert Energie in zwei Flüssigkeiten und kann deshalb nahezu beliebig groß gebaut werden. Nun gibt es die erste Redox-Flow-Batterie in Österreich, um die Wind- und Solarenergie im Burgenland zu speichern.

Erste Redox-Flow-Batterie in Österreich

Im Burgenland wird bereits seit längerem wesentlich mehr Strom erzeugt als verbraucht, hauptsächlich dank der 445 Windräder mit einer Leistung von 1.300 MW (Stand Ende 2022). Sie erzeugen jährlich 3 Milliarden kWh (bzw. 3 Terawattstunden) an Energie und das ist der 1,7-fache Verbrauch des Bundeslandes.

Weitere 24 Anlagen mit 93,5 MW Leistung sollen bis Ende 2023 dazukommen. Das ist schon große Klasse für das Bundesland mit der geringsten Einwohnerzahl in Österreich, denn das Burgenland macht mit 301.000 Einwohnern nur 3,3 Prozent der österreichischen Bevölkerung aus. Gemessen daran müssten in Deutschland knapp 7.000 Windräder im Jahr 2023 gebaut werden, um mithalten zu können… Die Realität sieht leider völlig anders aus. Doch ich schweife ab!

Auch im Burgenland weht der Wind nicht immer gleich stark und das Problem der Speicherung stellt sich daher wie bei nahezu allen Formen der erneuerbaren Energie. Die Umwandlung von Überschussstrom in Wasserstoff ist eine gerne genannte Idee für solche Fälle, das kommt allerdings frühestens 2026.

In Ostösterreich war es ohnehin immer einfach, Strom zu verkaufen: Zu Zeiten des unter chronischem Energiemangel leidenden Ostblocks konnten beliebige Mengen über die Gleichstromkurzkupplungen (HGÜ-Kupplungen) in Dürnrohr bzw. Wien-Südost abgeleitet werden. Stromexport findet nach Ungarn nach wie vor in großem Stil statt, die Windenergie geht somit nicht verloren.

Dennoch sind Speicher eine wichtige Möglichkeit zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Genau das ist das Konzept hinter der Anwendung einer Redox-Flow-Batterie, die zudem durch Vergrößerung der Elektrolyt-Speicher nahezu beliebig groß gebaut werden könnte.

Nun wurde die erste Batterie dieser Bauart von der Firma CMBlu Energy geliefert und in Betrieb genommen. Sie steht kurz vor der ungarischen Grenze in Schattendorf und verwendet nicht-metallische Elektrolyte, die auf Kohlenstoff-Basis (manche Berichte sprechen von einer Lignin-Basis) funktionieren sollen. Damit sind die Reaktionsflüssigkeiten umweltfreundlicher und frei von problematischen Rohstoffen. Allerdings ist die Batterie derzeit als „Battery Lab“ in einem 40-Fuß-Standard-Container untergebracht und sieht noch etwas vorindustriell aus, aber keineswegs schlecht.

Kurios: Die klassischen Eckdaten jeder Batterie, nämlich Kapazität und Spitzenleistung, konnte ich in keinem einzigen Bericht finden und auch die Presseaussendung des Herstellers schweigt sich dazu aus. Ein Bericht der VDI-Nachrichten merkte ebenfalls an, dass auch auf Nachfrage keine Daten zu erfahren waren.

Es ist also damit zu rechnen, dass beide Parameter noch bescheiden sein dürften. Ein hübsches Foto mit dem Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (ganz rechts, in Deutschland wäre er Ministerpräsident) gab es trotzdem.

Versuchen wir einfach eine Abschätzung: Wenn wir von einer mittleren Energiedichte von 40 Wh/Liter bei metallbasierten Elektrolyten (Quelle: Wikipedia) ausgehen und davon für einen rein organischen Elektrolyten etwa ein Drittel dieser Energiedichte vermuten, dann hätte ein Standard-40 Fuß-Container mit 67,6 m³ Volumen (also 67.600 Litern) einen maximalen theoretischen Energieinhalt von etwa 900 kWh.

Das wäre freilich nur der Fall, wenn der Container vollständig mit Elektrolyt gefüllt wäre, was ganz offensichtlich nicht der Fall ist, denn die „Stacks“ zur Ein- und Ausspeicherung der Energie benötigen sichtlich eine Menge Platz. Daher würde ich 100 kWh als Obergrenze für die Kapazität dieser Batterie ansetzen, was im Vergleich zum Volumen des Containers nicht besonders viel ist; die wahre Kapazität könnte durchaus noch deutlich geringer sein.

Perspektivisch sollen bis 2023 etwa 300 MWh Kapazität mit einer Leistung von 100 MW ausgerollt werden. Es erscheint klar, dass für größere Einheiten ein völlig anderer Formfaktor erforderlich sein wird.

Die Technologie ist jedenfalls interessant und ich hoffe, sie kann die geweckten Erwartungen einlösen. Wunderbatterien als Labormuster geistern häufiger durch die Medien, doch diese Batterie wurde zumindest bereits realisiert und in Betrieb genommen.

Ich halte die Daumen, hoffentlich wird da was draus!


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