Wo Österreich Energie speichert

Mega-Batteriespeicher in Arnoldstein / Österreich

Auf dem Gelände des Industrieparks Euronova in Arnoldstein (Kärnten) wurde vor wenigen Tagen Österreichs derzeit größtes Batteriespeicherkraftwerk eröffnet. Die weißen Containerreihen mit Tesla-Batteriepacks wirken unscheinbar, sind aber ein Symbol für die nächste Etappe der Entwicklung der Stromnetze: Energie puffern, Netze stabilisieren, Schwankungen ausgleichen. So zumindest die Theorie. Doch wie so oft: die Realität ist komplizierter.

Der größte Batteriespeicher in Österreich steht in Arnoldstein - echter Realitätsspeicher
Quelle: Google Maps

Wer kennt Arnoldstein?

Arnoldstein ist eine Marktgemeinde im Süden des österreichischen Bundeslandes Kärnten, unmittelbar an der Grenze zu Italien und Slowenien. Der Ort liegt am Fuß der Villacher Alpen im sogenannten Dreiländereck und zählt rund 7.000 Einwohner. Geprägt wird Arnoldstein durch seine industrielle Tradition – unter anderem das Euronova-Gelände – sowie durch seine Lage als wichtiger Verkehrs- und Energieknotenpunkt an der Südautobahn (A2) und der Gailtalbahn. Die historische Klosterruine Arnoldstein erinnert an die lange Geschichte des Ortes, während neue Projekte wie das große Batteriespeicherkraftwerk den Wandel zu einer innovativen Energiezukunft symbolisieren. Die Gemeinde verbindet somit alpine Landschaft, Grenzlage und technologische Modernisierung auf bemerkenswerte Weise.

Die Fakten

Die Anlage wurde von der Energie Klagenfurt Gruppe (Kelag) gemeinsam mit Partnern errichtet. Sie ist an das Umspannwerk Gailitz angebunden und kann laut Betreiber bis zu 44 Megawattstunden Energie speichern. Die Investition beträgt rund 24 Millionen Euro, davon 9 Millionen in der jüngsten Ausbaustufe.

Der Speicher arbeitet mit Lithium-Ionen-Technologie und ist in der Lage, innerhalb von Sekunden auf Netzschwankungen zu reagieren. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Pumpspeicherkraftwerken, die Minuten benötigen, um auf Volllast zu gehen.

Zum Vergleich: Das österreichische Pumpspeicherkraftwerk Kaprun Hauptstufe (insgesamt rund 833 MW installierte Leistung) kann in weniger als 5 Minuten die maximale Erzeugung erreichen. Das ist zwar deutlich schneller als thermische Kraftwerke, aber wesentlich langsamer als Batteriespeicher. Dafür kann es die etwa 30fache Energiemenge (1,3 GWh nutzbar) der Batterie in Arnoldstein speichern.

Quelle: nGen

Doch wie verhalten sich die Kosten? Sie sind für den Baus von Kaprun in heutiger Kaufkraft ist nicht ganz einfach zu bestimmen, denn die Bauzeit der Errichtung erstreckte sich über 17 Jahre. Eine grobe Berechnung ergibt Kosten im Bereich von 1,25 Mrd. Euro in heutigen Kosten (960 Euro/kWh), also etwas das 52fache der Speicherbatterie, die damit im Vergleich mit 550 Euro/kWh relativ kostengünstig ausfällt.

Der Zweck der Batterie ist klar: Überschüssige Energie aus Photovoltaik- und Windanlagen wird zwischengespeichert und bei Bedarf wieder eingespeist, um Erzeugungs- und Verbrauchsspitzen zu Puffern und damit das Netz zu stabilisieren. Damit dient der Speicher als Regelreserve für ein zunehmend volatiles Energiesystem.

Was dahintersteckt

Zuerst das Positive: Dieses Projekt ist ein notwendiger Schritt. Speicher gab es bereits bisher – siehe Pumpspeicherkraftwerk Kaprun. Doch zusätzliche Stauseeen in Gebirgsregionen sind heute kaum mehr möglich und politisch nicht mehr mehrheitsfähig.

Ohne großflächige Speicher wird das Stromnetz der Zukunft jedoch nicht funktionieren. Arnoldstein liefert hier also ein wichtiges Signal: Die Technologie ist reif, sie funktioniert und sie kann skaliert werden.

Allerdings: Trotz Rekordgröße sind 44 MWh auf nationaler Ebene eine überschaubare Menge. Österreich verbraucht an einem durchschnittlichen Wintertag etwa 200 GWh Strom – das heißt, der Speicher deckt gerade einmal 0,02 % eines Tagesbedarfs ab. Er ist also Symbol und Pilotprojekt, aber noch kein Gamechanger.

Als Regelkraftwerk rechnet sich das, als Unterstützung der Grundlast ist es noch deutlich zu wenig.

Warum das Projekt trotzdem wichtig ist

Trotz aller Einschränkungen ist Arnoldstein ein Fingerzeig für die Zukunft.

Denn entscheidend ist nicht die einzelne Anlage, entscheidend ist die Summe vieler solcher Speicher, verteilt über das Land, vernetzt und intelligent gesteuert. Wenn jedes regionale Versorgungsnetz über dezentrale Speicher dieser Größenordnung verfügt, dann entsteht daraus Stabilität und letztlich auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Ausfällen, Wetterextremen, Preisvolatilität und Netzengpässen.

Ein zweiter Punkt: Batteriespeicher ersetzen den Netzausbau nicht komplett, aber sie können ihn sehr gut ergänzen. Wenn kurzfristig Leistungsspitzen abgefangen werden, müssen Leitungen und Umspannwerke nicht für jeden Extremfall dimensioniert werden. Genau das spart Kosten.

Fazit

Große Batteriespeicher sind kein Allheilmittel, aber sie sind ein wichtiges Element in der Flexibilisierung zwischen Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Energie.

Diese Aufgabe gehört mittlerweile zum Kerngeschäft der Energieerzeuger und Netzbetreiber, denn man wird die Aufgabe nicht einfach den „smart gesteuerten“ Verbrauchern überlassen können (Stichwort Energiewirtschaftsgesetz und „Umsetzung der netzorientierten Steuerung, insbesondere mittels der Vorgabe maximaler Entnahmeleistungen“).

Der neue Batteriespeicher in Arnoldstein ist ein Symbol des Fortschritts: technisch solide, wirtschaftlich ambitioniert und eigentlich überfällig.

Er zeigt, dass Österreich auf dem richtigen Weg ist. Aber er zeigt auch, dass dieser Weg erst begonnen hat!


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