Fisker lebt

Obwohl Elektroautos längst ein vertrauter Anblick auf deutschen Straßen sind, gibt es immer wieder Überraschungen. So wie neulich in Dresden, als ich an einer Ladesäule auf einen Fisker Ocean traf – ein Fahrzeug, das man dort eigentlich nicht mehr erwarten würde. Fisker lebt also noch?

Fisker Ocean an der Ladesäule - Fisker lebt noch

Zur Erinnerung: Fisker hat sich 2023 spektakulär aus dem Markt verabschiedet – Insolvenz, Rückzug, Funkstille. Die Fahrzeuge galten als technische Wundertüten: erratische Software, mangelhafte Ersatzteilversorgung, kaum funktionierende Updates.

Ohne die zentrale Serverinfrastruktur, über die viele Fahrzeugfunktionen liefen, drohte jedem Ocean das Schicksal einer teuren, aber unbeweglichen Skulptur auf Rädern. Kunden bezahlten 2023 immerhin noch knapp 70.000 Euro für das Fahrzeug.

Und doch: Die Autos fahren weiter.

Eine Gruppe engagierter Besitzer hat sich zusammengeschlossen und die „Fisker Owners Association“ (FOA) gegründet, die derzeit nach inoffiziellen Angaben etwa 4.000 Mitglieder umfassen soll. Sie hat nicht nur ein neues Servernetz aufgesetzt, sondern auch die Ersatzteilversorgung organisiert – unabhängig vom ursprünglichen Hersteller.

Wer nachweisen kann, dass er ein Fahrzeug besitzt, kann sich mit rund 550 US-Dollar pro Jahr an dieser Infrastruktur beteiligen. Nicht-Besitzer dürfen zumindest spenden, um das Projekt zu unterstützen.

Das klingt nach einer Randnotiz, ist aber mehr als das. Denn was hier passiert, ist ein Lehrstück in Eigeninitiative. Die Community ersetzt, was Konzerne aufgegeben haben – sie schafft ein funktionierendes Ökosystem, wo eigentlich nichts mehr existiert.

Ähnliche Ansätze gab es schon bei Saab oder DeLorean, deren Fangemeinden bis heute Ersatzteile produzieren und Fahrzeuge am Leben halten. Doch für ein modernes Elektroauto ist dies der erste dokumentierte Fall einer solchen Selbsthilfeorganisation. Und das ist bemerkenswert: Software-Updates, Serverkommunikation, Fahrzeugsicherheit – all das sind normalerweise keine Themen für Hobby-Schrauber, sondern komplexe, digital vernetzte Prozesse.

Das Beispiel Fisker zeigt deutlich: Innovation endet nicht mit der Insolvenz eines Herstellers. Wenn Menschen Verantwortung übernehmen, können sie ganze Systeme retten.

Was im Bereich Software von der Open Source-Bewegung vorgemacht wurde, erfasst nun auch das Feld der Produktion, denn flexible Automation und digitalisierte Produktionsvorgänge können auch für kleine Produktionsmengen – Ersatzteile eben – wirtschaftlich darstellbar sein. Dank dieser Innovationen lebt Fisker weiter, zumindest in den heutigen Fahrzeugen.

Was wir daraus lernen: Engagierte Nutzer können Großes vollbringen!


PS: Am Beispiel in Dresden sieht man übrigens, wie sich Konflikte um Ladeplätze vermeiden lassen: Die Ladesäulen sind von beiden Seiten zugänglich, sodass ein von Verbrennern blockierter Stellplatz kein echtes Problem mehr darstellt.


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